POETRY SLAM TEXTE UND VIDEOS VON 2018-2020

K.u.K. (F. Klötgen & W. Koslovsky): Ein Geschenk

Leider gibt es zu diesem Text keine Aufnahme - es gab auch keine zweite Darbietung mehr auf Bühnen. Da das Gedicht als dynamischer Teamtext mit entsprechenden Sprecherwechseln verfasst wurde, macht auch ein Einlesen keinen Sinn. Wohl aber, diesen Text nachzulesen und sich entsprechend dem Originalfoto vom Abend des Vortrags eine Vorstellung zu machen!

Ein Geschenk (Featuregedicht zur Jury-Eichung beim Slam 2018 in Zürich)

Ja, Hallöchen, Popöchen - wen ham wir denn da?!
Ihr versmaßtauben, kross-fritierten Schweineöhrchen!
"Mein Gott, Mutti, ich glaub's nich – da steh'n k.u.k!"
Na, Zeit wird's für Woah!s oder Boah!s oder Böah!chen!
Wir sind keine Prinzen, wir sind keine Bettler –
Auch wenn wir so aussehn –, nicht Waldorf und Statler,
Wir sind auch ganz sicher nicht Schiller und Goethen –
Wir sind k.u.k. – Yeah! – Koslovsky und Klötgen!

Das reimt sich nun echt nicht! – Es sei uns verziehen!
Wat hab'n wir ob unreiner Reime gespieen ...!
Die sich ernsthaft beim Slam in das Bühnenlicht drängen
Man fragt sich: Wie tief können Messlatten hängen?
Doch wenn's nicht gelingt, Stümperei zu vermindern
Dann lässt sich 'ne Engelmann ooch nich verhindern!
Uns war's stets Passion, unsre Zeil'n zu vollenden
Anstatt sie mit seiernden Pathos zu schänden

So hab'n wir euch einst angeodet
Ins Ohr Orkane upgeloaded
Da wurd' Takt über Takt das Pompöse gepackt,
Und das selbstgerecht Voluminöse entschlackt,
Um dann mit Daktylen im Sprachschatz zu wühlen,
Dem glühenden Geiste die Füße zu kühlen,
Trochäen zu säen und runterzuspülen,
Was metrisch mal so gar nicht geht!
Es sei denn, du spielst Rap-Poet.

Hm. Und was ist unsre Diziplin?
Nun, Sich-vom-Slam-zurück-zu-zieh'n?!
Mensch, spürst du den Eifer denn nicht in dir reifen,
Ein einziges Mal noch ins Spiel einzugreifen?
Nein. - Nein? - Kein klein ... - Bisschen schon?
Dann auf zum Angriff, Musensohn!
Auch wenn's für uns Zeit war, die Segel zu streichen
Zieh'n wir heut die Säbel, die Jury zu eichen!

Denn neben dem Hype gilt es doch zu beachten:
Ihr solltet die Show nicht kritiklos betrachten,
Im Rausch nicht bloß Ja und nicht Amen nur sagen,
Stattdessen den Sinn und den Zweck hinterfragen.
Nicht alles ist Gold, was versucht, hier zu glänzen
Mit Sprachakrobatik und flotten Sentenzen,

Mit wortreichen Gesten, possierlichen Posen
Egal, ob im Kleidchen, egal ob in Hosen.
Doch geht's hier ja nicht nur ums Reimen und Dichten.
Der Mainstream erzählt lieber lahme Geschichten
Performt mega krass und drückt fleißig den Lachknopf!
Du willst Unterhaltung? - Bekommst du, du Schwachkopf!

Drum nehmt unsern Rat an und lasst euch nicht blenden
Von denen, die hier ihre Seele verpfänden
Und spritzig wie aalglatt euch nach dem Mund reden
"Die sprechen mir voll aus der Seele!" - Auf jeden!
Vieles wurde ja ausschließlich dafür geschrieben!
Und das ist gar nicht ehrlich. - Nö, nur hintertrieben!
Ist was altherrenwitzig, was unsäglich trist
Straft's ab, sobald es eklig ist!
Doch sind Inbrunst und Verve auch im Wortschatz zu seh'n
So hadert nicht lange und zückt eure Zehn!
Ihr fragt euch bestimmt, warum wir alles dissen,
Wann endlich wir uns von der Bühne verpissen.
Wir können's ja auch ein klein wenig versteh'n.
Nun, ein letztes Wort noch, bevor wir dann geh'n:
Verschenkt nicht billig eure Gunst!
Erkennt, was Fake ist und was Kunst. -
Zum Maßstab nehmet dies Poem!
Koslovsky - Klötgen. Angenehm!


- vierzehntes Gedicht/Aufnahme 2018-2020



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